1200 Jahre Deinhofen – eine Zeitreise
Moosach feiert seinen Ortsteil vom 15.- 17. November 2019
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Getreu dieser sprichwörtlichen Redensart veranstaltete der Historische Verein des Landkreises Ebersberg zusammen mit dem Dorfarchiv/ Arbeitskreis Geschichte und Kultur der Gemeinde Moosach einen Festvortrag und eine Ausstellung für den Ortsteil Deinhofen. Denn dieser kann heuer auf sein 1200-jähriges Bestehen zurückblicken.
Der Pfarrsaal in Moosach war voll besetzt, als der Zweite Bürgermeister Willi Mirus unter den Gästen die Familie Huber, den Hausherren Pater Egino, die stellvertretende Vorsitzende des Historischen Vereins, Frau Niederreiter-Egerer, Frau Trenkler vom Heimatkundeverein Zorneding, den Kreisheimatpfleger Josef Huber und den Festredner Peter Maicher begrüßen konnte.
Peter Maicher war als Referent geradezu prädestiniert: Zum einen engagiert er sich seit Jahren im Historischen Verein des Landkreises, zum anderen lebte er viele Jahre in Moosach, so dass ihm der Lichtbildvortrag offensichtlich ein Herzensanliegen war.
Die Geschichte Deinhofens wird nachfolgend, anders als im Vortrag, sehr verkürzt dargestellt. Wer sie ausführlich nachlesen will, dem sei der Beitrag von Peter Maicher im Moosacher Heimatbuch empfohlen.
Die wechselvolle Geschichte Deinhofens beginnt urkundlich nachweisbar im Jahre 819. In diesem Dokument hielt der Priester Tagibert die Übergabe des Timinhofa, so wurde Deinhofen damals genannt, an seinen Freisinger Bischof Hitto, fest. Besonderheit: Zur Erinnerung an dieses Rechtsgeschäft wurden die anwesenden, registrierten Zeugen am Ohr gezogen.
Noch 1140 gehörte Deinhofen zu Freising, bald darauf geriet es aber in die Hände der Wittelsbacher. Herzog Rudolf I. und sein Bruder Ludwig, der spätere Kaiser, waren die neuen Herren.
1301 ging der Hof auf das Kloster Altenhohenau über. 400 Jahre lang blieb er in dessen Besitz, bis das Gut „Deinhoff“ 1720 an den Bürgermeister und Bräu zu Grafing, Franz Borgias Grandtauer, verkauft wurde.
In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Besitzer häufiger. Es gehörte zur Hofmark Falkenberg unter Johann Graf von Preysing, später folgten u. a. Stefan und Maria Maierbacher oder Friedrich Fries. In seiner Zeit brannte das Gut teilweise ab. Er ließ es neu planen. Friedrich Fries erlebte den Neubau aber nicht. 1894 nahm er sich das Leben.
Der Wiederaufbau erfolgte durch den neuen Gutsherrn Anton Merz. Seine Untreue mit einer Magd führte zur Trennung von Frau und Familie. Deinhofen wurde erneut verkauft.
Mehr Kontinuität für den Gutshof zeichnete sich mit dem Erwerb durch Prof. Dr. Fritz von Calker ab. Fritz von Calker war im 1. Weltkrieg Major. Nach dem Krieg lehrte er Strafrecht in Straßburg und München. Er lebte nur die letzten zehn Jahre seines Lebens in Deinhofen. 1957 starb er im Alter von 92 Jahren.
Seine Tochter Gertrud wohnte seit 1916, damals 18jährig, in Deinhofen. Ab 1935 bewirtschaftete sie als ausgebildete Landwirtin, den Hof. Nach dem Krieg übernahm 1945 ihr Bruder Dr. Friedrich von Calker den Besitz von den Eltern. Sein Leben endete jedoch ein Jahr später tragisch. Bei einem Raubüberfall im Haus wurde er brutal ermordet. Gertrud von Calker führte das Gut mit dem Verwalter Hans Eugen Sedewitz fort. Ein halbes Jahr vor ihrem Tod im Jahr 1959 heiratete sie Segewitz. Er verkauft das Gut 1966 an die Familie Lorenz Huber.
Gertrud von Calker hatte sich nach dem Krieg mit der Gemeinde Moosach arrangiert. Sie stellte ein Grundstück zur Verfügung, auf dem „Die Siedlung“, als neue Heimat für viele Flüchtlinge entstand. Eine Straße erinnert dort heute an sie.
Die neuen Besitzer, die Familie Huber, haben, wie Peter Maicher zufrieden anmerkte, Deinhofen gut getan. Seit mehr als vier Jahrzehnten bewirtschaften sie das Gut mit sichtbarem Erfolg. Alle Gebäude wurden neu erstellt. Heute führt Sohn Andreas mit seiner Frau Marianne einen modernen Betrieb, bei dem Ackerbau und Holzwirtschaft im Mittelpunkt stehen. Für Spaziergänger oder Radler, entlang der alten Birkenallee, präsentiert sich das Gut Deinhofen als friedlicher Ortsteil, in ruhiger, reizvoller Umgebung.
Die Ausführungen von Peter Maicher kamen beim Publikum bestens an. Beweis: Während des Vortrages hätte man eine Stecknadel fallen hören und nach dem Vortrag setzte lauter, anhaltender Beifall ein. Auch die Familie Huber zeigte sich begeistert. Sie unterstützte die Veranstaltung nach Kräften.
Mit zahlreichen Fotos bereicherte sie nicht nur die Ausstellung, sondern Sohn Benedikt übernahm bei einem Klassenbesuch am Montag, wie Renate Ries heiter erzählte, kurzerhand das Zepter und erläuterte seinen Schulkameraden Bilder und Erfolgsrezepte von Haus und Hof. Hier bahnt sich vielleicht der geeignete Nachwuchs für das Dorfarchiv an.
Großzügig lud die Familie Huber nach dem Vortrag die Besucher noch zum reichhaltigen Buffet mit einigen Köstlichkeiten, Kuchen und Getränken ein. Die Gäste hatten also allen Grund noch einige Zeit zu bleiben, nette Gespräche zu führen, vor allem aber die interessante, sehenswerte Ausstellung über die Geschichte Deinhofens zu betrachten. Sie zog auch in den beiden folgenden Tagen viele, neugierige Besucher an.
Ein großes Kompliment an Herrn Maicher und das Team des Dorfarchives, Renate Ries, Traudl Raith, Ingeborg Schmid, Hermine und Hubert Wolpertinger sowie Franz Bumeder.
Sie haben uns die Geschichte unserer Gemeinde wieder einmal lebendig vor Augen geführt.
Herzlichen Dank!
Konrad Gigler