Moosachs Geschichte und seine Ortsteile

Der Name der Gemeinde und der Ortschaft Moosach geht auf den Bach „Moosach“ zurück - Ache die durch ein Moos fließt. Die Moosach entspringt aus sieben Quellen am Fuße des Berges auf dem die Wallfahrtskirche Maria Altenburg steht.

Moosach konnte im Jahre 1990 sein 1200-jähriges Bestehen feiern. Bereits 774 beurkundete man eine Schenkung von Besitz „ad Mosaha amne“ an Freising, hier ist aber wahrscheinlich der Fluss gemeint. Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Moosach stammt aus dem Jahre 790 . Damals übergaben ein Liupato und ein Hroadperht ihren gesamten Besitz in Moosach „in loco Mosacha“ dem Bistum Freising. Ab 1050 ist ein Ortsadel „de Mosaha“ verbürgt. Im 11. und 12. Jahrhundert besitzt das Kloster Ebersberg in Moosach eine Kirche, Wiesen, Weiden, Wälder und Mühlen.

Die Pfarrei Moosach wird 1315 erstmals erwähnt. Aus dem Jahre 1524 stammt der erste schriftliche Nachweis der Pfarrkirche St. Bartholomäus in „Mosach“. Von der früheren Kirche stammt noch der gotische Sattelturm. Die Kirche wurde 1777 neu erbaut und 1951 erweitert. Die Wallfahrtskirche „Unserer lieben Frau in Altenburg“ wird im Jahre 1391 erstmals erwähnt. Die ursprünglich gotische Kirche wurde 1711 barockisiert, dann 1975 und 1993/94 restauriert. Die Wallfahrtskirche Maria Altenburg ist in der Münchner Bürgersaalkirche, auf einem Bild von Franz Beich als bedeutende bayerische Marienwallfahrtsstätte aufgeführt.

Der zweitälteste Ort in unserer Gemeinde ist Berghofen, 818 wird er, ebenfalls im Zusammenhang mit einer Schenkung an Freising beurkundet. Von „Altenburch“ wird erstmals 1250 berichtet, hier stand einst eine Burg - nach einer Sage eine Raubritterburg - die vermutlich um 1120 nach Falkenberg verlegt wurde. Falkenberg war im 13. Jahrhundert ein herzoglicher Amtssitz. Das „erledigte Wappen der Grafschaft Valchenberch“ erhielt 1409 in einem Wappenbrief der heutige Markt Schwaben. Seit 1579 steht in Falkenberg ein Schloss, in dem sich bis Ende des letzten Jahrhunderts der Evangelische Missionsdienst der hauswirtschaftlichen Erziehung widmete.

Eine Schule wird in Moosach 1694 erstmals erwähnt, dabei handelte es sich um die Pfarrschule in Altenburg. 1898 wurde das jetzige Schulhaus erbaut und 1958 erweitert.

Moosach war seit jeher ein bäuerliches Dorf, dem der Bach mit seinen zahlreichen Mühlen das Gepräge gab. Von den ehemals 8 Mühlen darunter Getreidemühlen, Sägemühlen, Hammerschmiede, Walk- bzw. Lohmühlen und ein Steinsägewerk existieren einige noch zur Stromerzeugung. Neben dem Kloster Ebersberg besaß auch das Kloster Tegernsee und die Hofmark Zinneberg unter den Pienzenauern Mühlen in Moosach.

Von 1894 bis 1971 war Moosach an die Nebenbahnlinie Grafing-Bahnhof - Glonn angeschlossen.

Neben der Ortschaft Moosach gehören noch die Orte Altenburg, Baumhau, Berghofen, Deinhofen, Falkenberg, Fürmoosen, Gutterstätt, Höglsteig, Nieder- und Oberseeon, Reit, Schartlhof und Schattenhofen zur Gemeinde.

Moosach liegt 529 m ü.N.N. zwischen eiszeitlichen Jungendmoränen des Innvorlandgletschers im Landschaftsschutzgebiet „Steinsee, Doblbach, Brucker Moos und Umgebung“. Der Steinsee lockt im Sommer Tausende Badegäste und im Winter viele Eissportler. Für Wintersportler gibt es bei ausreichender Schneelage einen Skilift und gespurte Loipen. Weitere Ausflugsziele sind der unter Schutz stehende Kitzlsee und das Naturdenkmal der ehemaligen 1000-jährigen Königseiche.

Die Gemeinde wird seit 1965 durch eine eigene Wasserversorgung versorgt und seit 1991 durch eine neue Abwasserbeseitigungsanlage im Trennsystem über eine vollbiologische Kläranlage entsorgt. Seit 1986 steht den Schülern und den Vereinen in Moosach eine Mehrzweckhalle für Sport und Festlichkeiten zur Verfügung. Neben dem 1991 in Altenburg eingerichteten BRK Kindergarten gibt es in Niederseeon auch einen Montessori Kindergarten mit Schule. In Moosach steht den Schülern auch eine Mittagsbetreuung zur Verfügung.

Mit den Buslinien 413 (Glonn – Höhenkirchen-Siegertsbrunn, 453 (Glonn – Zorneding) und 440, 441 (Glonn – Grafing-Bahnhof) ist Moosach an den MVV angeschlossen.

In das weltweite Datennetz kann man seit 2011 in Moosach mit einer Übertragungsrate von 1 Mbit/s – 50 Mbit/s surfen. Um die notwendige Energiewende hin zu einer nachhaltigen Energienutzung zu unterstützen gibt es seit Ende 2018 ein Holzhackschnitzelheizwerk mit einer Freiflächensolarthermieanlage. Über ein öffentliches Nahwärmenetz sind alle öffentlichen Gebäude und auch private Gebäude versorgt.

Die Anzahl der Einwohner hat sich auf derzeit ca. 1.500 erhöht.

Für die Gemeinde ist im Regionalplan eine organische Entwicklung vorgesehen.

Zusammengestellt und niedergeschrieben von Robert Bauer im Oktober 2020

Altenburg

Der historisch bedeutsamste Gemeindeteil Moosachs liegt im Nordwesten an und über den Quellen unseres Baches. Von der „Altenburch“ ist bereits in einer Urkunde von 1250 die Rede, wann und von wem diese „alte“ Burg erbaut wurde, ist unbekannt. Genauso wenig wissen wir über das Ende des Bauwerks hoch über dem Tal der Moosach. Auch von dem zugehörigen Gutshof ist nichts mehr übrig. Den betrieb bis zum Abriss 1966 der Orden der „Schwestern vom Guten Hirten“ unter dem Namen „Altenburger Alm“ als Ferienheim für von ihnen betreute Mädchen. In dem dafür neu gebauten Anwesen kümmert sich heute die „Tabor-Gemeinschaft“ um entlassene alleinstehende Häftlinge und andere sozial belastete Menschen.

Eine sinnvolle Nutzung erfuhr auch das nebenan liegende ehemalige Ausflugshaus des Ordens, in dem Mädchen und junge Frauen aus Ordenseinrichtungen Freizeit und Ferien verbringen konnten. 1991 zog dort der Moosacher Kindergarten ein, seit 2008 als „BRK-Kinderhaus“ um eine Krippe für die ganz Kleinen erweitert.

Den Hügel beherrscht aber die barocke Wallfahrtskirche zu „Unserer Lieben Frau von Altenburg“, 1391 zum ersten Mal erwähnt. Zentraler Punkt ist das Gnadenbild am Hochaltar aus dem 15. Jahrhundert. Sehenswert sind auch ein spätgotisches Kreuz im Chorbogen und ein Magdalenenrelief aus derselben Epoche an der Chor-Südwand. Die Kirche ist normalerweise tagsüber geöffnet, der Innenraum aus Sicherheitsgründen außerhalb der Gottesdienstzeiten allerdings durch ein Gitter abgetrennt. Regelmäßige Messen finden sonntags um 10.30 Uhr statt. 

Unterhalb der Kirche weist ein verwittertes Holzschild auf die „7 Moosachquellen“ hin, wobei die Zahl 7 variabel verstanden werden muss. Je nach Witterung, je nach Niederschlagsmengen sind es mal mehr, mal weniger. Außerdem erhält die Moosach auch Wasser aus dem höher gelegenen Spiegelweiher, das bevor zur Geburt unseres Baches beiträgt, noch die Fischzucht an der Straße nach Buch versorgt. Frische genauso wie geräucherte Forellen gibt es im zugehörigen Laden. Auf der anderen Talseite zeigt die Siedlung am Dachsberg deutlich die Wandlung Moosachs. Dort entstanden seit den Sechziger-Jahren Häuser für zahlreiche Neu-Moosacher, die hier – meist ganz bewusst gewählt – ihre Heimat fanden.

Franz Bumeder 2020

Baumhau

Irgendwann um 1600 wurden in den Wald bei Falkenberg Richtung Taglaching Rodungen geschlagen, der Name „Baumhau“ stammt vermutlich aus dieser Zeit. Richtig groß war Baumhau nie, im Jahr 1671 sind gerade mal zwei Hofstellen dort vermerkt. Auch heute gehört der Weiler zu den eher kleinen Moosacher Ortsteilen mit einem Bauernhof und drei weiteren Anwesen. Fährt oder geht man Richtung Taglaching liegt rechter Hand der ins Auge fallende und nach aktuellen Umweltkriterien errichtete Schweinestall.

Franz Bumeder 2020

Berghofen

Nur noch ein einziger von den einstigen „Höfen am Berg“ wird heute noch bewirtschaftet, der allerdings erinnert durch seine Größe durchaus daran, dass dort oben früher ein wohl recht mächtiges Geschlecht residierte: die Herren „de Perchovan“. In karolingischer Zeit, genau im Jahr 818 schenkt ein Priester Lantperht seinen dortigen Besitz dem Freisinger Bischof. Später gehört Berghofen („Berghof“ für die Einheimischen) dem Kloster Ebersberg, um 1200 entsteht die in ihrer spätromanischen Bausubstanz bis heute erhaltene Kirche St. Pankratius. Erst 500 Jahre später ergänzt der Turm mit barocker Zwiebelhaube den Bau.  Kunsthistorisch wertvoll ist eine so genannte „Anna-Selbdritt-Figur“, also eine Darstellung der Jungfrau Maria mit ihrer Mutter Anna und dem Jesuskind aus der Schule des Meisters von Rabenden. Die Kirche ist normalerweise offen. Rund um die Kirche erstreckt sich der Friedhof, in dem traditionell die Bewohner der Ortsteile Berghofen und Fürmoosen begraben werden. Dort liegt auch das Grab des langjährigen Moosacher Bürgermeisters und Ehrenbürgers Rudolf Obermayr. Daneben zählt der Ortsteil noch fünf weitere Häuser, in einem betreibt eine Tierärztin ihre Praxis.

Dass sich die Berghofer als irgendwie eigenständig verstehen, liegt vielleicht daran, dass sie erst seit 1820 „Moosacher sind. Vorher gehörten sie als Filiale zur Pfarrei Bruck. Erst als dem dortigen Pfarrer der Fußweg hinauf nach Berghofen zu weit wurde, war die Zugehörigkeit zu Bruck Vergangenheit, die Berghofer Kinder durften (oder mussten) ab sofort statt nach Alxing nach Altenburg zur Schule gehen

Franz Bumeder 2020

Deinhofen

Zieht man erhaltene Urkunden heran, dann ist Deinhofen fast so alt wie der Hauptort Moosach. Bereits 819 übergeben zwei Geistliche ihren Besitz in „Timinhofa“ (benannt wohl nach einem nicht weiter bekannten „Timo“) dem Freisinger Bischof. In der Folgezeit wechseln die dortigen Herren immer wieder. Deinhofen gehört mal zum Bistum Freising, mal den Wittelsbachern, dann über 400 Jahre lang zum Kloster Altenhohenau, später dann verschiedenen privaten adeligen und bürgerlichen Grundbesitzern. 1916 zieht Gertrud van Calker dort ein, die nach dem Zweiten Weltkrieg der Gemeinde Grund verkauft, um dort in der heutigen „Siedlung“ am Südrand Moosachs Wohnungen für Flüchtlinge und Heimatvertriebene zu schaffen. 1946 erlangt Deinhofen traurige Berühmtheit, als Gertrud van Calkers Bruder bei einem Raubüberfall brutal ermordet wird.

Heute ist das Gut Deinhofen ein moderner Agrar-Betrieb mit Schwerpunkt Forstwirtschaft. Wer von Falkenberg über Reit z.B. Richtung Schattenhofen und weiter zum Steinsee wandert oder radelt, kommt unweigerlich daran vorbei.

Franz Bumeder 2020

Falkenberg

Heute vor allem als Standort eines wunderschön gelegenen Biergartens bekannt, war Falkenberg einst wichtiger Stützpunkt der wittelsbachischen Landesherren. Nach dem Ende der „alten Burg“ im heutigen gleichnamigen Ortsteil dürfte wohl auf dem Landschaftssporn in Falkenberg ein „Neubau“ entstanden sein. Wo und wann genau, ist unbekannt. 1160 wird jedenfalls bereits ein Burghauptmann in Falkenberg urkundlich erwähnt, untrüglicher Beweis für eine dortige Burg. Über ihr endgültiges Schicksal wissen wir nichts, nach 1282 taucht die Burg schriftlich nicht mehr auf. Wichtige Verwaltungsfunktionen für die Wittelsbacher gehen Ende des 13. Jahrhunderts auch nach Markt Schwaben über, das übrigens deshalb noch heute einen Falken im Wappen hat.

Im Jahr 1579 entsteht dann das heute in Privatbesitz befindliche Schloss. Seine wechselvolle Geschichte kennzeichnen zahlreiche immer wieder wechselnde Besitzer, unter ihnen Kanzler, Geheimräte, Kämmerer und Minister, allesamt im Dienste der Wittelsbacher Herzöge. Bis 1837 waren mit dem Schloss bzw. den Besitzern auch die so genannte „Hofmark“, also Steuer- und Gerichtsbarkeiten verbunden.

Das alles ist längst vergangene Geschichte. Attraktiv ist Falkenberg heute vor allem wegen des Biergartens, in dem es ab dem Frühsommer an Wochenenden manchmal nicht einfach ist, unter all den Wanderern und Radfahrern einen Platz zu finden. Dann muss man halt ein bisschen zusammen rücken, der weite Blick über das Tal der Moosach und eine Brotzeit machen es wert. Und wer nicht motorisiert ist oder sein will, der öffentliche Bus hält (zugegebenermaßen nicht allzu oft) direkt vor dem Biergarten.

Weiter Richtung Kirchseeon rechts von der Straße können Tennisfreunde ihrem Sport nachgehen. Bei Problemen mit dem Auto helfen außerdem zwei Werkstätten in Falkenberg weiter.

Franz Bumeder 2020

Fürmoosen

Der Name dieses Ortsteils an der Gemeindegrenze zu Kirchseeon leitet sich vermutlich vom althochdeutschen „fohra“ ab. Möglicherweise ist also ein mit Föhren bestandenes Moos für die Bezeichnung verantwortlich. Bis Mitte des 12. Jahrhunderts wird Fürmoosen unter verschiedenen ähnlichen Namen rund zwanzigmal urkundlich erwähnt. Bis ins 16. Jahrhundert bildet es zusammen mit Berghofen und Baumhau eine eigene „Hauptmannschaft“, also eine eigene Verwaltungseinheit.

Dass Fürmoosen durchaus auf eine etwas eigenständige Geschichte zurückblicken kann, zeigt sich übrigens unter anderem daran, dass man noch Ende des 19. Jahrhunderts über eine eigene Freiwillige Feuerwehr verfügte.

Die gibt es heute nicht mehr, auch der ursprünglich stark landwirtschaftlich geprägte Charakter Fürmoosens ist Vergangenheit. Heute finden sich dort eine Autowerkstatt, eine Firma für Landtechnik, ein Reifen- und Kfz-Teile-Handel sowie zwei Reiterhöfe, in denen man sein Pferd unterstellen kann. Und wer als Gast in Moosach entspannen will, findet mehrere Ferienwohnungen in Fürmoosen.

Franz Bumeder 2020

Gutterstätt

Der früher eigenständige Ortsteil Gutterstätt ist heute baulich fast mit Moosach zusammen gewachsen. Seinen Namen verdankt er vermutlich einem Gründer namens „Guther“, einem im 8. und 9. Jahrhundert durchaus gebräuchlichen Namen. Der Ortsteil blickt also auf eine lange Vergangenheit zurück. Eine Mühle im Besitz des Klosters Ebersberg wird 1417 urkundlich erwähnt, überhaupt hat die Moosach für die Entwicklung des Ortsteils große Bedeutung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hielt sie eine Getreidemühle am Laufen, bis 1968 eine Marmorsäge. Heute fällt auf, dass der Bach über mehr als hundert Meter unterirdisch durch Gutterstätt strömt und erst nach dem Ortsteil in seinem weiteren Verlauf Richtung Bruck wieder sichtbar wird. Die Moosach hat sich die Gemeinde auch für ihre Kläranlage nutzbar gemacht, die nach modernen Naturschutz- und Umweltkriterien 1992 in Gutterstätt errichtet wurde. Direkt dahinter auf der dortigen Streuwiese finden Blumenliebhaber im Frühsommer einheimische Orchideen. Bitte mit äußerster Vorsicht betreten, denn solche Wiesen sind sehr empfindliche Habitate. Der Ortsteil ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, der Bus von Grafing Bahnhof nach Glonn hält in Gutterstätt.

Franz Bumeder 2020

Höglsteig

Um einen echten „Ortsteil“ handelt es sich nicht, besteht Höglsteig doch nur aus einem wenn auch stattlichen Anwesen. Wirklich alt ist dieses Haus am südlichen Ortsrand von Moosach, dort wo es den Berg Richtung Bauhof, Bruck und Hermannsdorf hinauf geht, auch nicht. Wurde doch der Vorläufer des heutigen Anwesens erst 1904 von einem „Mitglied der königlichen Hofbühne“ als „Sibyllen-Heim“ erbaut, benannt nach der Gattin des Sängers. Die alten Moosacher/innen kennen das Haus als „Stalf-Villa“ denn der Geschäftsmann und spätere Moosacher Ehrenbürger Oskar Stalf kaufte das Haus 1937 und gestaltete es von Grund auf nach eigenen Plänen um. Nach seinem Tod 1974 gehörte das Haus laut Stalfs Testament einem katholischen Missionsorden, bis es später mitsamt dem umgebenden Park aus wirtschaftlichen Gründen wieder in Privatbesitz überging.

Franz Bumeder 2020

Niederseeon

Wie der höher gelegene Nachbar Oberseeon hat auch Niederseeon seinen Namen dem Steinsee zu verdanken. Der kleine Ortsteil blickt auf eine sehr wechselvolle und wahrlich vielseitige Geschichte zurück. Einst ein mehr oder weniger zusammenhängendes Anwesen, teilen sich heute viele Besitzer und Nutzer die einzelnen Gebäude. Im dortigen Reiterhof mit dazu gehöriger Gaststätte mit Biergarten gehen über 270 Reiterinnen und Reiter ihrem Sport nach. Von der Gaststätte aus lassen sich die Pferde in der nur durch eine Glaswand getrennten Reithalle beobachten.

Niederseeon steht aber auch für die weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Montessori-Schule. Im ehemaligen Gut an der Straße nach Oberpframmern (um 1950 als „Haus Montevideo“ übrigens kurzzeitig als Bordell genutzt) werden seit 1993 Kinder nach der Methode der italienischen Pädagogin unterrichtet. Über dem (eintrittspflichtigen) Familienbad direkt am Ufer des Steinsees liegt das gleichnamige Restaurant, das im Sommer Badegäste und Wanderer und im Winter Spaziergänger und, wenn das Wetter es erlaubt, Schlittschuhläufer anzieht. Der Blick von der Restaurant-Terrasse über den See ist zu jeder Jahreszeit zu empfehlen. Niederseeon ist auch heute noch sehr landwirtschaftlich geprägt. Vier Bauernhöfe sind noch in Betrieb, das ehemalige staatliche Forsthaus auf der anderen Seite der Steinseestraße ist heute in Privatbesitz. Auch zwei Kapellen gehören zu Niederseeon, in der hinter dem Reiterhof wird traditionell jedes zweite Jahr eine Maiandacht gefeiert.

Franz Bumeder 2020

Oberseeon

Wie unschwer erkennbar, der Name des Ortsteils Oberseeon hat genauso wie der seines tiefer gelegenen Nachbarn Niederseeon mit dem nahe gelegenen Steinsee zu tun. „Bei den Seen“ bedeutet dieses althochdeutsche „seeon“, schließlich ist auch der unter Naturschutz stehende im Wald verborgene Kitzlsee nicht weit entfernt. Schon die Römer wussten den Reiz der Umgebung zu schätzen, sie bauten dort eine „villa“, einen für die damalige Zeit typischen Gutshof, dessen Fundamente 1927 nachgewiesen werden konnten. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges stürzte in der Nähe ein britisches Kampfflugzeug ab, die Besatzung kam dabei ums Leben. Heute hat sich Oberseeon der landwirtschaftlichen Nutzung verschrieben, unübersehbar ist die dort Energie erzeugende Biogas-Anlage. Mit dem Auto ist Oberseeon nur für Anwohner erreichbar, andere Besucher müssen ihr Gefährt in Niederseeon abstellen und sich zu Fuß in Richtung Steinsee oder Adling und weiter Richtung Glonn aufmachen. Der Fußweg lohnt sich, er führt zum (kostenfreien) „Moosacher Bad“ einem bewaldeten Uferstück mit Steg und leicht erreichbaren Einstiegstellen. Während Baden dort zu jeder Jahreszeit erlaubt ist, weisen an vielen Uferzonen Hinweisschilder auf schützenswerte Brutgebiete gefährdeter Vogelarten hin. Das damit verbundene Bade- und Betretungsverbot in diesen Zonen bitte unbedingt beachten. 

Franz Bumeder 2020

Reit

Irgendwann im Mittelalter muss das hügelige Gebiet nördlich von Moosach dicht bewaldet gewesen sein. Denn nur so ist der Name des Ortsteiles Reit zu erklären. Wie an zahlreichen anderen bayerischen Orten wurde auch dort der Wald zur wirtschaftlichen Nutzung des Bodens gerodet. Und wie in zahlreichen anderen Moosacher Ortsteilen wechselten auch in Reit die Besitzer in den vergangenen 700 Jahren immer wieder. Eine Brandkatastrophe kennzeichnet das Jahr 1929. Damals fiel der dortige „Hof in Reit“, vermutlich der älteste erhaltene Bauernhof in der gesamten Umgebung, einem verheerenden Feuer zum Opfer.

Leider ist der früher freie Blick von Reit Richtung Süden auf die bayerischen Vorberge und die dahinter liegende Alpenkette heute durch immer höher gewachsene Bäume eingeschränkt. Lohnenswert ist die Aussicht dort oben aber immer noch, etwa auf einem Spaziergang von Moosach über den Reiter Weiher (im Winter wegen seiner geringen Tiefe schnell zugefroren) zum Biergarten nach Falkenberg!

Franz Bumeder 2020

Schattenhofen/Schartlhof

Auf einen „Scatto“ geht der Name des Ortsteils Schattenhofen zurück. Zumindest ist ein Mann dieses Namens in einer Urkunde von 802 als Gründer genannt. Menschliche Spuren reichen aber viel weiter zurück. Ein nahe Schattenhofen gefundenes Kupferbeil datiert aus einem Zeitraum zwischen 3800 und 2000 vor Christus. Viel jünger und trotzdem Vergangenheit ist die einst nahe dem heutigen „Schartlhof“ stehende mächtige „Königseiche“. 1988 fiel der gewaltige Baum einem Frühlingssturm zum Opfer. Ob er wirklich, wie häufig erzählt wird, 1000 Jahre alt war, die Fachleute sind sich da nicht einig. Seine Maße waren jedenfalls gigantisch: Stammumfang 13 Meter, größter Astumfang fünf Meter. Heute erinnern hölzerne Stelen direkt rechts neben der Straße von Moosach nach Buch an das einstige durch zahlreiche Postkarten bekannte Naturdenkmal. In der Mitte des Grundstücks erinnert seit 2012 eine neu gepflanzte Eiche an ihre Vorgängerin. Aus einem Reststück der Eiche fertigte der Ebersberger Künstler German Larasser eine Madonnenfigur für die Außenwand der Kapelle am Schartlhof. Neben dem bewirtschafteten Schartlhof gehören noch zwei weitere Anwesen an der Straße zum Steinsee (als Rad- und Wanderweg zu empfehlen!) zu Schattenhofen. Ein weiterer Weg führt als Teil des „Isar-Inn-Radwanderwegs“ von Schattenhofen nach Grafing und weiter nach Wasserburg bzw. über Wolfersberg nach München. 

Franz Bumeder 2020